„Ich wußte gar nicht, was ich falsch gemacht habe…“, und noch heute weiß er es nicht. Zusammen mit dem Pärchen, das vor mir sitzt, begebe ich mich auf Spurensuche.

Psssst!

Ein frisch verheiratetes Paar und seit einem halben Jahr stolze Eltern einer kleinen Tochter. Diese sitzt friedlich schlafend in ihrer kleinen Wippe während ihre Eltern gerade einen weniger friedfertigen Eindruck machen; zu aufwühlend war die Situation, von der sie mir gerade erzählt haben.

Und wie vertraut mir diese Situation ist. Aus vielen Gesprächen mit Paaren und aus meinem eigenen Erleben. Einmal mehr denke ich: Schweigen – hier Zuhören – ist Gold.

Die Situation ist rasch zusammengefasst. Sie hatte einen fürcherterlichen Tag und als er endlich nach Hause kommt, fängt sie an davon zu erzählen: Schon am Morgen Kopfschmerzen aber eine Schmerztablette verbietet sie sich, da sie noch stillt. Ein quengeliges Kind, das Aufmerksamkeit wünscht und nur getragen werden möchte. Dazu ein verpasster Termin, der einzige der heute überhaupt aus dem Haus geführt hätte.

All das sprudelt aus ihr heraus. Seine Reaktion? Ich verstehe nicht, warum Du keine Tablette genommen hast; wir haben doch gelesen, dass das für die Kleine nicht schlimm ist.

Ihre Reaktion? Resignation. Sie übergibt die Kleine wortlos ihrem Vater und zieht sich zurück. Später streiten sie – sie fühlt sich unverstanden. Er ebenso.

Nix sagen bitte!

Manchmal ist das einzige, was in einer solchen Situation hilft, dem Ärger des Anderen Raum zu geben. Den „Frustrations-Wasserhahn“ des Gegenüber aufzudrehen und alles rauslaufen zu lassen. Und das funktioniert am besten, indem man außer einem empathischen „Oje“ nichts weiter sagt. Was hier sogar noch besser hilft, ist eine Umarmung. Eine lange, feste Umarmung. Und: Klappe halten! Wie oft will auch mein Mann mir mit einem praktischen Lösungsvorschlag aus einer für mich frustrierenden Situation helfen. Es funktioniert nicht. Denn in diesen Momenten brauche ich kein Fix-Up, ich brauche ein Close-Up, einen Versteher anstelle eines Machers.