Unsichere Zeiten

Innere Ruhe finden in unsicheren Zeiten:

Gedanken am Frühstückstisch

Heute also Tag 1 nach Trumps Amtseinführung. Die Kaffeemaschine brummt und ich bin noch gar nicht richtig wach, als mein Sohn mich fragt:
„Mama, hast du schon das Neueste gehört? Was Trump jetzt gemacht hat?“ Und ich frage mich: Wird das jetzt unsere neue Normalität? Jeden Morgen diese bange Erwartung, was wohl als Nächstes passieren könnte? Wie wird das weitergehen? Was machen diese unsicheren Zeiten mit uns?

Die Welt fühlt sich manchmal an wie ein Ort, der immer mehr aus den Fugen gerät. Die USA wieder in Trumps Händen, Europa unter dem Einfluss zunehmend rechter Strömungen. Was bleibt da noch von den Idealen, an die ich immer geglaubt habe? Und wie spreche ich mit meinen fast erwachsenen Kindern darüber, ohne selbst in Zynismus oder Sarkasmus zu verfallen? Kann ich meinen Berufs-Optimismus überhaupt noch versprühen, wenn ich mich selbst manchmal frage, wo ich ihn hernehmen soll?

Wie finden wir inmitten all dieser Unsicherheit innere Ruhe?

Wie können wir an das Gute im Menschen glauben, wenn die Schlagzeilen uns täglich vom Gegenteil zu überzeugen scheinen? Und wie halten wir den Gedanken an eine gesunde Demokratie lebendig, wenn so vieles um uns herum diese Idee infrage stellt?

Ich denke oft darüber nach, wie wir Werte wie Ehrlichkeit, Gemeinschaftssinn, Menschlichkeit und Gerechtigkeit weitergeben können, wenn sie im Alltag unserer Gesellschaft immer weniger sichtbar scheinen. Kann man etwas in Kindern „pflanzen“, was sie später wie selbstverständlich leben, wenn die Welt um sie herum so oft das Gegenteil zeigt? Was bleibt von den Werten, die wir zu Hause vorleben wollen, wenn sie draußen auf Härte, Ungleichheit und Spaltung treffen? Reicht es, im Kleinen Hoffnung zu säen, oder ist das naiv?

Und dann ist da die Politik in diesen unsicheren Zeiten.

Wie können wir über Politik sprechen, ohne selbst in Extreme zu verfallen? Wie vermeiden wir es, populistischen Parolen auf den Leim zu gehen oder aus Trotz in eine Haltung abzurutschen, die andere nur noch weiter entfernt? Wie schaffen wir es, Gespräche zu führen, die nicht nur urteilen, sondern neugierig fragen? Und vor allem: Wie können wir gemeinsam lernen, dass es nicht immer einfache Antworten gibt – dass Zweifel und Nachdenken manchmal der ehrlichere Weg sind?

Es sind keine einfachen Fragen, die mich beschäftigen in diesen unsicheren Zeiten. Manchmal frage ich mich, ob es nicht leichter wäre, einfach wegzusehen, News auszublenden. Aber kann ich das meinen Kindern als Vorbild, das ich doch sein möchte, vorleben? Nee.

Am Ende kehre ich immer wieder zu einer leisen Hoffnung zurück. Einer Hoffnung, die sich nicht an großen Gesten oder schnellen Lösungen festmacht, sondern an den kleinen, leisen Dingen. Wird das reichen? Ist es genug, sich auf das zu konzentrieren, was direkt vor uns liegt – Gespräche, Gesten, kleine Taten? Oder müssen wir größer denken, mutiger handeln, lauter werden?

Während ich an diesem Morgen meinem Sohn zuhöre, wie er von den Nachrichten erzählt, frage ich mich: Wie viel von dem, was ich sage, wird ihn wirklich erreichen? Und wie viel wird er mit seinen eigenen Erfahrungen füllen? Vielleicht ist das das Wichtigste: ihm den Raum zu lassen, sich selbst ein Bild zu machen, ohne ihm meine eigenen Ängste aufzudrücken. Wie schaffe ich das? Wie vermittele ich Hoffnung, ohne blauäugig zu wirken?

Ich habe keine Antworten. Nur Fragen. Und vielleicht ist das ja der Anfang. Lasst uns mal Fragen stellen anstelle immer Antworten parat zu haben. Lasst uns mal zuhören – genau hinhören!